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Zurück in Deutschland

Fast sieben Monate sind wir unterwegs gewesen, langsam gereist. Nun geht es im Eiltempo wieder zurück. Ein interessanter Vergleich und ein schönes Gefühl wieder in der Heimat zu sein. 

Letztendlich hat alles geklappt. Es war ein langes, aufregendes und kräftezehrendes Hin und Her mit unserer Heimfahrt. Doch wir haben den für uns perfekten Weg gefunden: 

Mit einem großen Transporter konnten wir Anfang November gemeinsam als Familie, mit unseren Rädern, von Deutschland nach Portugal fahren. All unsere Wünsche wurden damit erfüllt: 

Wir wollten gern gemeinsam mit den Rädern fahren, da wir einfach die intensive Reise zusammen beenden wollten und sie uns wirklich wichtig sind.

Wir wollten nicht mehr lange Rad fahren und konnten nun innerhalb weniger Tage von Portugal nach Deutschland, in einem Ruck, zurück.

Wir brauchten die günstigste Variante und das war sie. 

Wir wollten so schnell wie möglich, auf jeden Fall noch im November, nach hause. 

Alles hat also auch hier perfekt geklappt.

Ich hatte die Anzeige bei ebay Kleinanzeigen gefunden (falls mal jemand ein Transport- oder Umzugsunternehmen innerhalb Europas sucht, wird dort auch fündig). Nach einigem Hin und Her und immer wieder Verschiebungen, ging es letztendlich am 02.11.2019 in Fontanelas, in Portugal, los. Wir wurden vor der Haustür abgeholt. Luxus. Paul, unser junger Fahrer, empfing uns und fuhr uns sicher und entspannt durch Portugal, Spanien und Frankreich bis nach Göppingen bei Stuttgart. Am 04.11.2019, 00:10Uhr, kamen wir an. 2400 Kilometer hatten wir hinter uns. Was für ein Ritt, kann ich euch sagen. So viele Stunden am Stück fahren. Ich habe mich immer wieder zwischendurch gefragt, weshalb Unternehmen so etwas machen. Scheinbar sind alle der Meinung, dass dies erwartet wird und sie wollen natürlich so viele Aufträge und so viel Geld wie möglich machen und das zu den besten Konditionen für ihre Kunden. Naja, ich finde es noch immer ein wenig verrückt und unmenschlich, doch wir hatten eine super Fahrt und es war definitv die einfachste, günstigste und schnellste Variante für uns nach Deutschland zu kommen. Wir sind also sehr dankbar. 

Das Schönste war für mich an der Fahrt, dass wir tatsächlich denselben Weg zurückfuhren wie wir mit den Rädern gefahren waren. Natürlich ein wenig verändert, da wir Autobahn oder Schnellstraße statt Fahrradwege und ruhige Straßen nahmen, doch alle Orte standen auf den Abfahrtsschildern, an einigen fuhren wir direkt vorbei. Was für eine fantastische Gelegenheit noch einmal alles Revue passieren zu lassen. Unfassbar. Und das in so kurzer Zeit. Es kam mir vor wie ein Gedankenrausch durch die Vergangenheit. Langsam Reisen versus Jetgeschwindigkeit Reisen. Toll.

Nach der Ankunft mit dem Transporter in Göppingen, durften wir sogar noch eine Nacht im Garten im Wohnwagen übernachten. Morgens ging es dann gleich weiter - die letzte Strecke mit dem Zug bis zu meinen Eltern. Da stand uns noch Einiges bevor und wir durften noch einige Herausforderungen meistern…

Start war am Bahnhof in Göppingen. Auf den ersten Gleis kamen wir schon mal nicht, da der Aufzug wegen Baumaßnahmen geschlossen war. So oder so hätten wir da aber auch nicht reingepasst. Also fragte Kevin am Schalter nach und es wurde tatsächlich der Zug für uns auf Gleis 1 umgeleitet. Wow. Ich konnte es kaum glauben. Danke, Bahn. Das nenne ich mal Service.

Der Zug kam und wir konnten nicht mitfahren. Es war ein älteres Modell mit drei hohen Stufen und einem Geländer in der Mitte. Auf gar keinen Fall kamen wir da hinein. Mist. 

Also ging Kevin wieder zum Schalter und sogar fünf Minuten(!!!) vor der Abfahrt wurde auch der nächste Zug für uns umgeleitet. Wahnsinn. Das war echt unglaublich. Danke, danke. Hier kamen wir nun auch rein und konnten bis Stuttgart fahren. Erstes Umsteigen. Zum Glück mussten wir nur von einem Gleis zum anderen rollen, hatten jedoch nur wenige Minuten und schafften es gerade noch rechtzeitig. Wir wurden bereits gebeten bitte schnell einzusteigen. Puuh. Geschafft. Geil, zweiter Zug. Ziel: Würzburg. 

Fred freute sich bereits seit morgens wie verrückt: Erstens, weil wir gleich zu Beginn eine nette Frau aus dem Erzgebirge getroffen hatten, die mit uns ebenfalls fast die ganze Strecke fuhr und Fred gleich jemanden zum Quatschen hatte. Zweitens, weil plötzlich soooo viele Menschen auf einmal wieder deutsch sprachen. Er konnte sein Glück kaum fassen. Jeder redete deutsch mit ihm. Das machte ihn total glücklich. Und drittens, weil er sich ja bereits die ganze Reise auf sein Spielzeug, vor allem seinen blauen Traktor freute und ihn nun endlich bald wieder fahren konnte. 

In Würzburg gab es zum Glück große Aufzüge und wir konnten leicht die Gleise wechseln. Nur hatten wir wenig Zeit und schafften es wieder nur gerade so. Es gab aber auch wieder nette Menschen, die uns spontan halfen die Räder in den Zug zu heben. 

Wieder ein Stück geschafft. Wieder einen Zug in den wir passten, wieder einen Umstieg gemeistert. Alle, sowohl viele Mitfahrende als auch Schaffner und Lokführer waren verständnisvoll und hilfsbereit. 

Als nächstes wartete Bamberg auf uns. Die Zugbegleiterin hatte uns schon vorgewarnt, dass uns da noch ein paar Stufen hindern könnten. Zum Glück kamen wir wieder gut in den Aufzug und somit auf den anderen Gleis. Doch die Zeit war wieder mehr als knapp bemessen. Wir sprachen im Vorbeifahren Wartende an, um uns zu helfen, auch aus dem Zug halfen uns zwei, drei und so konnten wir die Räder hochwuchten. 

Geschafft. Mannomann, das war ein Gefühlschaos den ganzen Tag… 

Ein letzter Umstieg und damit auch höchstwahrscheinlich die letzten Herausforderungen standen uns nun noch bevor. In Hof kamen wir an, kamen mit starker Hilfe wieder schnell raus, doch sahen erst keine Möglichkeit zum anderen Gleis zu wechseln. Aufzug zu klein, keine Schienenübergänge, keine Möglichkeit Züge umzuleiten ( ;-) ). Also blieb uns nur die Treppe. Keine starken Männer um uns herum und die, die da waren, trauten sich nicht. Wir mussten es aber schaffen. Also versuchten wir es allein. Runter ging es super. Hoch halfen uns dann doch spontan noch andere. Der Zug wartete. Er wartete auf einen Anschlusszug. Was für ein Glück. Wir konnten es gar nicht fassen wie gut alles geklappt hatte, wie das Universum uns alles ermöglicht hatte auf die verschiedensten Arten und Weisen. So etwas Wunderbares! Danke. Wir wussten, dass uns da auch viele himmlische Kräfte unterstützt hatten und waren mehr als glücklich.

Das absolut Beeindruckendste für mich war, dass wir, aufgrund des verpassten Zuges am Anfang, die Strecke änderten und damit auch hier wieder genau dort lang fuhren, wo wir mit den Fahrrädern ein halbes Jahr vorher lang gefahren sind. Ich konnte es kaum fassen. Wie doch alles organisiert und vorherbestimmt schien. Und so konnten wir auch hier noch einmal alle Orte durchfahren und im Geiste unsere Reise Station für Station Revue passieren lassen. Ein fabelhafter Abschluss. 

So kamen wir am Abend erschöpft, aber zufrieden in Freiberg an. Fred wurde von Oma mit dem Auto abgeholt und platzte bereits im Zug fast vor Freude trotz enormer Müdigkeit, als endlich „sein Bahnhof“ kam. Auch unser Gepäck gaben wir mit ab. Kevin und ich flogen also förmlich, voller Leichtigkeit und Freude mit den Rädern in den Heimathafen. Das war’s. 

Fred konnte endlich ausgiebigst mit all seinen lang vermissten Spielsachen spielen. Die Aufregung des Tages fiel von uns ab. Wir tranken leckeres deutsches Leitungswasser und gingen spät und mehr als müde, aber glücklich ins Bett.

Wow. Was für ein faszinierender Abschluss einer wundervollen Reise. 

Wir sind so dankbar für all das was uns begegnet ist. 

Wir sind so stolz auf uns, dass wir so viele Herausforderungen allein und zusammen gemeistert haben. 

Wir sind so dankbar, dass wir so viele wundervolle Orte und Menschen kennenlernen durften.

Wir sind glücklich, dass wir eine so wertvolle Zeit für uns als Familie und jeden einzelnen von uns hatten.

Wir sind aber auch so froh wieder in der Heimat zu sein.

Es war wie Weihnachten all die Sachen wieder zu sehen und hervorzukramen. 

Nun sind wir inzwischen wieder bereits voll da und stürzen uns schon in unsere nächsten Projekte und Abenteuer. 

Wer weiß, vielleicht berichten wir schon bald wieder davon…

Und noch ein kleines, großes Wunder, dass mir am Folgetag auffiel:

Wir sind am 11.04. gestartet und am 04.11. wieder daheim angekommen. 

Wenn das mal kein gutes Omen ist…

Danke an alle, alle, alle, die uns finanziell, gedanklich , gefühlsmäßig unterstützt haben. Das ist für uns ein wahrhaft einzigartiges Gefühl von Freude und Dankbarkeit. 

Auch dank euch allen hatten wir solch eine besondere Reise!

Schön, dass ihr da seid.

Bis bald,

Kristin, Kevin und Fred sowie die Engel, die uns begleiten.

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Kommentare: 6
  • #1

    Dackel Julius (Donnerstag, 14 November 2019 22:21)

    Herzlich Willkommen zurück in der Heimat. Ich bin wirklich froh, dass ihr euer großes Abenteuer so toll überstanden habt und staune immer noch über diese Leistung.
    Nun kann ich wieder beruhigt am Baum vor eurer ehemaligen Wohnung mein Bein heben.
    Liebe Grüße und gute Wünsche für die Zukunft auch von meinen Zweibeinern
    Euer Dackel Julius

  • #2

    Maria (Donnerstag, 14 November 2019 22:31)

    Willkommen daheim! ich freue mich für euch, dass ihr eine so gute Rückreise hattet und bin gespannt von euch und euren neuen Plänen zu hören :)!
    Liebe Grüße

  • #3

    Kristin (Freitag, 15 November 2019 14:04)

    Wau wau, liebster Julius,
    wie wunderschön wieder von dir zu lesen. Danke, dass du so ein toller Wachhund bist und auch aus der Ferne gut auf uns aufgepasst hast. Danke für die herzlichen Laute! Genieß den Herbst und Kuschel dich bald wieder in deine kleinen Jäckchen. Liebste Grüße auch an deine Zweibeiner.


    Liebe Maria,
    ich bin immer wieder voller Freude, wenn ich deine Nachrichten lese. Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder. Liebste Grüße an alle!

  • #4

    Günther und Sabine (Dienstag, 10 Dezember 2019 19:40)

    Hallo ihr Drei,
    Wir haben uns nur kurz im Zug nach Breisach kennen gelernt, dabei haben wir euch ins Herz geschlossen. Wir freuen uns riesig dass alles gut geklappt hat, unsere Gedanken waren immer wieder bei euch. Falls ihr jemals wieder in unsere Richtung kommt, lasst es uns wissen, ihr seid herzlich willkommen.
    Viele liebe Grüße von
    Günther und Sabine �

  • #5

    Kristin (Samstag, 14 Dezember 2019 11:33)

    Liebe Sabine, lieber Günther,

    wir können uns noch sehr gut an euch erinnern und freuen uns immer wieder, dass ihr unseren Blog so treu gelesen und uns mit eurer liebevollen Energie unterstützt habt.
    Vielleicht sind wir nächstes Jahr wieder in Freudenstadt, da könnten wir uns ja möglicherweise auch treffen.
    So oder so lesen wir sicher wieder voneinander oder sehen uns wieder :-)
    Wir danken euch sehr für eure Unterstützung!
    Liebste Grüße und frohe Weihnachten! :-*

  • #6

    MARIE (de Tavaux dans le Jura, près de Dole) (Samstag, 28 Dezember 2019 00:09)

    Bonjour à vous trois,
    J'ai eu un immense plaisir de vous rencontrer, et de partager quelques instants avec vous. Et depuis vous êtes toujours dans mon coeur. Je suis vraiment admirative devant la famille que vous êtes, et votre grande aventure vers le Portugal. Vous êtes désormais de retour en Allemagne, c'est génial !!! De tout coeur, je vous souhaite une merveilleuse année 2020. Bisous à vous trois et à votre petit ange qui veille sur vous.

Das Herz hat seine Gründe, von denen die Vernunft nichts weiß.

Blaise Pascal